Viel Ärger mit dem Hundedreck…

so oder ähnlich lauten dieser Tage häufig die Schlagzeilen in den Tageszeitungen. Viele Hundehalter sind verunsichert und fragen sich, ob ihr Hund zu einer Gefahr für die Pflanzen fressenden Nutztiere wird.

Dazu ein Leserbrief von Dr. med. vet. Claudia Simon, Tierärztin, die sich mit dem Thema „ Hundekot auf der Weide gefährdet Nutztiere „ beschäftigt hat.

Als Tierärztin finde ich es bedauerlich, das das Thema Neosporose, durch unzureichende Recherche des Themas, zur übermäßigen Sensibilisierung gegen Hundehalter im Allgemeinen Verwendung findet. So einfach ist die Sache mit der Neosporose nämlich nicht. Die Forschung auf dem Gebiet der Neospora canium Infektion ist keineswegs abgeschlossen. Richtig ist, das der Hund 1998 als einer der möglichen Endwirte für Neospora identifiziert wurde. Füchse, Katzen aber auch Schafe und Ziegen kommen aber ebenso in Betracht.
Abschließende Erkenntnisse liegen jedoch bislang nicht vor. Bevor der Hund Endwirt und somit Ausscheider der vermehrungsfähigen Darmform des Parasiten wird, muss er Körpergewebe, d.h. Fleisch und / oder Nachgeburtsteile eines infizierten Zwischenwirtes ( Rind, Schaf, Ziege ) aufnehmen. Die Mehrzahl der Hunde in Deutschland werden mit Dosen – oder Trockenfutter gefüttert, daher erscheint eine Ansteckung als auch die Weiterverbreitung der Parasiten alleine durch Hunde sehr fraglich.

Dazu ein Beispiel: ein deutsches Labor untersuchte 11186 Hundekotproben auf Parasiten und fand gerade 11 ( 0,09 % ) für Neospora verdächtige Proben. Eine Risikofaktorstudie zur Neosporoseinfektion aus Rheinland-Pfalz, an der sich 1200 Betriebe beteiligten, zeigte, das die eigenen Hofhunde der Landwirte den bedeutendsten Risikofaktor darstellen, gefolgt von der mittleren Temperatur im Untersuchungszeitraum und dann erst die Hundedichte.
Rinder infizieren sich zwar nicht bei unmittelbarem Kontakt von Tier zu Tier, können aber die Erkrankung auf die Kälber im Mutterleib übertragen und sich über den Kontakt zu infizierten Nachgeburtsteilen anstecken ( wie im übrigen auch der Hofhund ). Nur so sind die steigenden Durchseuchungsraten zu erklären. Zu bemerken ist nebenbei, das die Neosporose nicht die einzige Erkrankung ist, bei der es zu Fehlgeburten kommt. Zu nennen sind hier bakterielle Erreger wie Chlamydien, Listerien, Coxiellen, Salmonellen etc., virale Infektionen wie IBR-IPV, BVDV und eine weitere Parasitose: die Trichomonasinfektion.
Die Erkrankung selbst ist auch für den Hund nicht harmlos. Genau wie das Rind kann auch der Hund als Zwischenwirt von der Gewebeform der Neosporose befallen werden. Dies führt dann zu dramatischen und zum Teil lebensbedrohenden und sogar tödlich endenden Krankheitsverläufen.

Natürlich ist es verständlich, das Landwirte in diesen für sie schwierigen Zeiten besonders empfindlich auf weitere Einbussen reagieren. Es dient jedoch weder der Sache noch dem friedlichen Zusammenleben von Hundhaltern, Landwirten und Nicht-Hundehaltern, wenn mit unvollständigen Informationen über die Neosporose eine Hysterie geschürt wird, zumal der aktuelle Forschungsstand eine eindeutige Schuldzuweisung noch nicht zulässt.